Aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Restessbar Grenchen, wo wir wöchentlich überschüssige Lebensmittel kostenlos abgeben, sowie aus zahlreichen Gesprächen, kenne ich die Sorgen vieler Menschen: Der Lohn reicht häufig nicht aus, um die grundlegenden Ausgaben zu decken. Die Menschen leben von der Hand in den Mund, können ihre Rechnungen nicht mehr begleichen, vermeiden notwendige Arztbesuche und sind zunehmend vom sozialen Leben ausgeschlossen.
Wer arbeitet, muss von seinem Lohn auch leben können – ohne auf zusätzliche Unterstützung oder mehrere Jobs angewiesen zu sein. Doch gerade in Tieflohnbranchen herrschen häufig Lohndumping und schlechte Arbeitsbedingungen. Ein fairer Mindestlohn könnte genau hier Abhilfe schaffen.
Erfahrungen zeigen, dass ein massvoll angesetzter Mindestlohn die Wirtschaft ankurbelt. Die Kantone Genf, Jura, Neuenburg und Tessin sind Beispiele dafür: Nach der Einführung eines Mindestlohns gingen dort keine Arbeitsplätze verloren. Stattdessen wurde die Kaufkraft gestärkt, was der lokalen Wirtschaft zugutekommt.
Ein Mindestlohn schützt nicht nur vor Armut, sondern sorgt für fairen Wettbewerb. Verantwortungsvolle Arbeitgeber:innen werden vor unlauterer Konkurrenz geschützt, deren Geschäftsmodelle auf Dumpinglöhnen basieren. Es kann nicht sein, dass die Allgemeinheit durch Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen faktisch Unternehmen subventioniert, die ihren Mitarbeitenden keine existenzsichernden Löhne zahlen.
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